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Freitag, 11. Mai 2012
Spielzeug im Unterricht hergestellt

Jedes Kind ist einzigartig. Das eine kann eher laufen, das andere fängt früher an zu sprechen. Kleinkinder sind heute ganz unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt, die ihre Entwicklung maßgeblich beeinflussen. Die Evangelische Fachschule für
soziale Berufe hat darauf reagiert und zwei Unterrichtsfächer ganz einfach mal zusammengelegt. Das Ergebnis ist derzeit in einer kleinen Ausstellung zu sehen.

„Wir haben die Fächer Kunsttherapie und Gestaltung verknüpft“, sagt Volker Kups, Lehrer an der Fachschule. „Herausgekommen ist ein Projekt, das Kreativität und Fachwissen miteinander vereint.“ Es sind aufwendige Spielzeuge entstanden, die speziell für ein Kind mit all seinen Stärken und Schwächen entwickelt wurden. „Die Schüler haben zunächst das Profil eines Kindes ermittelt, haben geschaut, wo eventuell eine Entwicklungsverzögerung besteht, oder welche Fähigkeiten noch stärker gefördert werden können.“ Entstanden sind Spielzeuge aus ganz unterschiedlichen Materialien, zum Bauen und Basteln, zum Fühlen und Liebhaben.
„Ich haben eine Raupe genäht, die einem kleinen verschlossenen Mädchen helfen soll, sich zu öffnen. Der Raupe kann sie all ihre Ängste und Geheimnisse anvertrauen. Es gibt viele Kinder, die nur schwer Vertrauen aufbauen können. Die Raupe soll ihnen dabei helfen“, sagt Anita Herzmann, die im zweiten Ausbildungsjahr zu Erzieherin ist.

Ihr Klassenkamerad Konrad Buschendorf hat ein Spielzeug entworfen, das eher die motorischen Fähigkeiten anspricht. Einen Laster aus Holz, der viele Bauklötze und Ersatzteile geladen hat. „Ich habe mich bewusst dazu entschieden, keine
Farben zu verwenden. Die lenken nur ab, und es fällt den Kinder schwerer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Stapeln, balancieren, rollen, drehen, fahren – der Wagen wird so manchem Kind Freude machen. „Ich möchte ihn gern an einen Kindertagesstätte in Tangermünde, wo ich herkomme, spenden.“ Die Schüler haben in viel Eigeninitiative an der Gestaltung der Spielsachen gearbeitet. „Teilweise haben sie sogar die Materialien selbst herangeschafft“, lobt Volker Kups seine Schüler. „Wir arbeiten ja generell sehr viel mit den Schülern zusammen, lassen sie Ideen einbringen und nehmen uns ihre Anregungen wirklich zu Herzen. Da wundert es auch nicht, das so viel Engagement von den künftigen Erziehern und Sozialassistenten ausgeht.
Zwei Raketen türmen auf dem großen Tisch, wo alle Spielzeuge ausgestellt sind. Die hat Mirijam Kratzsch genäht. Sie sollen blinden Kindern helfen, den Tastsinn zu trainieren. Sisal, Samt, Spitze und Seide – alles fasst sich ganz unterschiedlich an. „So merkt das Kind, was es auch ohne Augenlicht alles erfahren kann.“ Zwei Monate haben die Schüler gebaut und gebastelt, getüftelt
und genäht, gesägt und gefeilt. Und so individuell wie jeder der Schüler ist, ist auch das Ergebnis. Jedes Spielzeug trägt eine ganz eigene Handschrift.